Meine Lyrik

Meine Lyrik – Ende der 90er, Anfang 2000 begann ich, mein Erlebtes und meine Gedanken in Gedichtform zu äußern. Daraus erwuchs eine kleine Gemeinschaft und die Plattform Die Poetisten. Aber irgendwann war wohl alles gesagt, oder die Depressionen begannen allmählich, mich zu lähmen – keine Ahnung. Auf jeden Fall zog ich mich langsam zurück und damit starb leider auch diese kleine, feine Truppe an Poeten … /// Alle Gedichte auf dieser Seite stammen - sofern nicht anders gekennzeichnet - aus der Feder von Marja Biecker und sind lizensiert: CC Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International
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Meine Spülung gibt Elastizität
für dauergewelltes und coloriertes Haar –
schaden kann`s nicht
Meine Rosmarin-Bademilch
wirkt kräftig aufmunternd –
schaden kann`s nicht
Mein sanftes Peeling-Gel
enthält Pro-Vitamin B5 –
schaden kann`s nicht
Meine Handseife aus dem Spender
ist dermatologisch getestet
und antibakteriell –
schaden kann`s nicht
In den Frauenmagazinen erfahre ich,
wie ich mir mit Makeup
einen natürlich-gesunden Teint zaubere –
schaden kann`s nicht
Mein Geist stellt mir leise die Frage:
‚Sind wir noch bei Trost?‘ –
Naja, schaden kann`s nicht

1999-11-20

Mein Herz, erfüllt von glühendem Verlangen,
will sich nähern Deiner Seele nur.
Doch die weltlich‘ Falschheit füllt’s mit Bangen,
läßt es sich führen auf die tückisch‘ Nebelflur.
Oh, mein Liebster, Dein seelisch‘ Reichtum,
tief in meinem Inneren offenbar,
straft mein ew’ges Zweifeln bittren Irrtum,
Kränkung Deines Sinnens gar!
Kann die Liebe dies verzeihen?
Darf ich Sünderin denn von ihr sprechen?
Bin ich nicht auf dem Weg, mich einzureihen
in die mir verhaßte Welt mit ihren Gebrechen?
Statt in jubelnder Freude zu vergehen,
mich am Liebreiz Deines Wesens zu ergötzen,
will das Gift in meinem Herzen falsche Bilder säen
und mein Aug‘ mir trüben mit blendenden Blitzen.
Egoismus ist es, der mich zersetzt.
Dein zartes Herz, mein stetes Fordern unterdrückt’s.
Ist das meine schon so von Unzufriedenheit durchsetzt,
wie soll es sich hinheben zur Empfindung puren Glücks?
Ich will von wahrer Liebe sprechen,
und säe dunkle Schatten in Dein Leben –
will die Dunkelheit in Dir doch brechen!
Und zerbreche doch nur mein Bestreben.
Lieben will ich, nicht besitzen –
meine Erfüllung ist Dein Glück!
Lernen will ich, Dich zu schätzen
wie Du bist – ein jedes Stück!
Möge mir die gewaltige Kraft gegeben sein,
das Gesagte mit Inbrunst umzusetzen.
Wäre alles nur Lug, Trug und Schein,
müßt‘ ich mich aus tiefster Seel‘ geringe schätzen.
Komm, oh komm, denn die Gefühle toben,
meine Seele singt leise Liebessänge –
unsre Herzen, von der Sonne Schein umwoben,
umarmen sich im Weltgedränge.
Laß mich nun pressen die Lippen mein
auf Deinen vollendeten Mund so zart …
Heloise kann ich Dir noch nicht sein –
doch Du, Du bist mein Abälard …

2000-05-16

Farbgetränkte Schattenwelt
Glanz-Visionen steigen auf
Grandios und still-gestählt
Fließen sie im Weltenlauf
Zeit verrinnt fast unbemerkt
Leise summt ein Lied in mir
Derart illusionsgestärkt
Warte ich am Seelenpier
Wildes Bäumen der Gefühle
Melodie des frühen Lachens
Sehn‘ Dich nach der Morgenkühle
Spür‘ die Kraft des Neuerwachens

2000-07-06

Aus Platzmangel entsteht Chaos
und der Magen erzählt wundersame Geschichten
Königreiche aus Unverdautem
Knochenreinigende Flüsse weisen
dem aufgeweichten Ritter
den Weg in ein felsversprengtes Land
Da wartet keine Prinzessin
Da gibt es nur schlechte Luft
und ab und zu einen Regen
herzerweichend und hautzersetzend
sturmgepeitscht in den Boden stürzend
Irgendwo wartet ein Ziegenbock
mit Bart und auf zwei Beinen
die Arme ausgebreitet zur Begrüßung
und seine Knopfaugen stechen ein Bergwerk ins Gewissen
Was die Loren fördern, läßt jeden stürzen
in den Schlamm – und versinken
Das ist erst der Anfang

2002-06-20

Zarte Knospen hab‘ ich erblickt
reckten mir ihr grün entgegen
Fast hätte ich den Ast geknickt
Fast begann ich schon zu sägen
Wie kannst Du’s wagen? fing’s an zu lärmen
Das Weltgebälk begann zu zittern
Ein Stechen spürt‘ ich in den Gedärmen
Die Erde bebte unter schweren Gewittern
Mein Gesäß fand Ruh‘ auf einem Stein
Die Stürme fegten schlimm und schlimmer
Blitze zuckten und schlugen ein
um mich herum flogen die Trümmer
Ein Donner noch – dann plötzlich Stille
Vom Baume war nichts steh’n geblieben
So zeigt sich also Gottes Wille –
war das nicht ein wenig übertrieben?

2000-06-18

„Der See“, so sagt ein alter Mann,
„singt mir die schönsten Lieder.
Wie meine erste Lieb‘ begann
geschmückt in Sehnsuchtsflieder –

küssenaß die Lippen lachten,
ins Gras versanken, liebestoll –
sie Seelenwunder gar vollbrachten,
langsam ihr der Bauch anschwoll.

Ach!-
Ich sehne nach dem Gestern-Kraut,
die Seele hält’s benommen …
wurd‘ mir im Kindbett doch die Braut
an Gottes Seit‘ genommen.

Der See singt mir die schönsten Lieder,
verzaubert mich für Stunden.
Der Ort bringt mir mein Liebchen wieder
und läßt mein Herz gesunden.“

2002-11-01

Das folgende Gedicht war mein erstes, entstanden irgendwann Mitte der 90er. Ich habe ein wenig mit mir gehadert, ob ich es veröffentlichen soll, denn es ist sehr persönlich (und ungelenk, aber ich ließ einfach den Wörtern ihren Lauf, und so platzten sie aus mir heraus). Natürlich hinterging mich auch jener Herr, der dort noch als Lichtbringer erwähnt wird, und trug so mit zur Ausbildung meiner bipolaren Angststörung bei. Aber mei, das konnte ja keiner ahnen Zwinker

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Ich habe Pickel an den unmöglichsten Stellen | werden wohl Probleme sein, die eitrig aufquellen | Beulen – Keulen meiner verunstalteten Seele | Ich breche sie auf und zu meinem Vergnügen quäle | ich die voyeuristische Welt mit dem, was sich schon so lange darin aufhält | Was ich zu sagen habe, kann niemand verstehen | schließlich musste ich den Weg zur Erkenntnis alleine gehen | Trotzdem schrei’ ich mein Leiden laut hinaus, okay? | Ich filter mein Leben auch gerne mal mit OCB | zeichne es hart, schärf die Konturen | und folge mir selbst auf tief verdrängten Spuren | Fühlst Du den Glibber, riechst Du das Elend? | Atme den Schwefel, der mir aus dem Mund rinnt | Dies nicht zu erleben ist ein echtes Versäumnis | Welt, ergötz Dich an meiner persönlichen Seelenfäulnis | Dass ich ein Narzisst bin, ist mir bewusst | Aber das ist der Acker, auf dem Eure Bewunderung fußt | Ich nenn’ mich Prophet, setz mich auf meinen Thron | und Ihr reagiert genau nach meiner Kalkulation | Ich erzähl Euch, wie das Leben wirklich ist | dass es mich in meiner Einsamkeit völlig vergisst | Ich spreche von Schmerzen, vergewaltige Eure Herzen | will es mir mit Eurer Harmoniebedürftigkeit nicht verscherzen | bettle um Hilfe, um Beistand und Rat | dabei habe ich schon längst meine Lösung parat | Warum mein Leid vergessen? Schließlich seid Ihr darauf versessen | meinen Kopf in Euren warmen Mutterschoß zu pressen | und mir zu sagen: „Du hast recht – doch nicht alles ist schlecht!“ | Echt? Mein Gott, was für eine Weitsicht! Wie lang suchtet ihr nach dieser Einsicht? | Ihr fühlt Euch wie die größten Weisen in der Geschichte | und wartet sehnsüchtig auf weitere Gedichte | die Euch berühren und heftigst Euer Mitleid entfachen | Ich dreh mich um und kann nur eines – lauthals lachen … | Fühlst Du den Glibber, riechst Du das Elend? | Atme den Schwefel, der mir aus dem Mund rinnt | Dies nicht zu erleben ist ein echtes Versäumnis | Welt, ergötz Dich an meiner persönlichen Seelenfäulnis

2000-03-30

Ein Zucken kitzelt den Himmel wieder und wieder
Tropfen in Scharen begatten die Erde
Während die Luft ganz gegen ihre Art
kraftgewaltig gegen Bäume wirkt
Krachen – weil ein Riese seinen Arm verliert
Krachen – weil die Welt vor Spannung schreit
Und wir rennen durch die Straßen und
nehmen das Chaos in die Hand und in uns auf
und Augen brennen und funkeln

2000-09-07

In Blei gegossen, giftig und schwer | schleichen Raubtiergebeine durch Sanftmuttrümmerfelder | Er dachte, er hätte es zu seinen Gunsten gewendet | dabei hat er es verschwendet, von Oberflächlichkeit geblendet | sein Leben, das solariengebräunt von goldeneren Zeiten träumt | In Blei gegossen, giftig und schwer | schleichen Raubtiergebeine durch Sanftmuttrümmerfelder | Sie sitzt vor dem Klo, hat den Wohlstand ausgekotzt | weil kranke Gene ihre Synapsen sitzblockieren | und von Idealen philosophieren, die vor der Logik kollabieren | Sieben Länder südlich, einen Kontinent entfernt | stellt man nicht die Frage, hat man nicht die Qual der Wahl | hyperschlank gilt nicht als chique, ist nicht Ausdruck der Kritik | an den dominanten Formen der Lebensführungsnormen | Könnten sie dort auch nur einen Bruchteil unseres Standards erleben | wär es wie ein Freifahrtticket in das ewige Leben | In Blei gegossen, giftig und schwer | schleichen Raubtiergebeine durch Sanftmuttrümmerfelder | Letzte Woche im Café lamentiertest du:“He!“ | Was ist das für eine Welt, in der Gemeinschaft nicht mehr zählt? | Anonym zu sein – allein – das soll der Sinn des Lebens sein? | Ihr lauft doch alle blind durch die Gegend, keinerlei Interesse hegend | was um euch herum geschieht – wer mit euch durchs Leben zieht | Ich dagegen nehme Anteil, geb mich nicht dem Anschein hin | Heute abend, wie fast täglich, geh ich kurz zur Nachbarin.“ | „Meinst du etwa Frau von Roth? Die ist seit sechs Wochen tot …“ | In Blei gegossen, giftig und schwer | schleichen Raubtiergebeine durch Sanftmuttrümmerfelder

2000-03-13