In Blei gegossen, giftig und schwer | schleichen Raubtiergebeine durch Sanftmuttrümmerfelder | Er dachte, er hätte es zu seinen Gunsten gewendet | dabei hat er es verschwendet, von Oberflächlichkeit geblendet | sein Leben, das solariengebräunt von goldeneren Zeiten träumt | In Blei gegossen, giftig und schwer | schleichen Raubtiergebeine durch Sanftmuttrümmerfelder | Sie sitzt vor dem Klo, hat den Wohlstand ausgekotzt | weil kranke Gene ihre Synapsen sitzblockieren | und von Idealen philosophieren, die vor der Logik kollabieren | Sieben Länder südlich, einen Kontinent entfernt | stellt man nicht die Frage, hat man nicht die Qual der Wahl | hyperschlank gilt nicht als chique, ist nicht Ausdruck der Kritik | an den dominanten Formen der Lebensführungsnormen | Könnten sie dort auch nur einen Bruchteil unseres Standards erleben | wär es wie ein Freifahrtticket in das ewige Leben | In Blei gegossen, giftig und schwer | schleichen Raubtiergebeine durch Sanftmuttrümmerfelder | Letzte Woche im Café lamentiertest du:“He!“ | Was ist das für eine Welt, in der Gemeinschaft nicht mehr zählt? | Anonym zu sein – allein – das soll der Sinn des Lebens sein? | Ihr lauft doch alle blind durch die Gegend, keinerlei Interesse hegend | was um euch herum geschieht – wer mit euch durchs Leben zieht | Ich dagegen nehme Anteil, geb mich nicht dem Anschein hin | Heute abend, wie fast täglich, geh ich kurz zur Nachbarin.“ | „Meinst du etwa Frau von Roth? Die ist seit sechs Wochen tot …“ | In Blei gegossen, giftig und schwer | schleichen Raubtiergebeine durch Sanftmuttrümmerfelder

2000-03-13