Nuff said.

Und das war nur Inquisition Eek

Eine kurze Geschichte über Dragon Age

Verfasst im Jahr 2015

Dragon Age: Origins

Als ich die Heldin von Ferelden spielte, entschied ich mich für eine menschliche Magierin. Die Geschichte begann also im Zirkel der Magier, und hier begegnete ich ihm das erste Mal: Cullen.
Ein junger, eifriger Templer, schüchtern, in Gesprächen etwas ungelenk, und augenscheinlich meiner Heldin zugetan – aber doch die Distanz wahrend, schließlich war sie eine Schutzbefohlene. Die Ereignisse trugen die Heldin fort, in die Welt, um sie dann doch eines Tages zurückkehren zu lassen und den Turm der Magier von Dämonen und Abscheulichkeiten überrannt vorzufinden. So viel Leid, so viel Tod – und mittendrin Cullen, gefangen, gefoltert, fast um seinen Verstand gebracht, und um Hilfe flehend. Seiner Bitte, den verbliebenen Magiern den Tod zu bringen, konnte meine Heldin nicht entsprechen – umso harscher und anklagender waren seine letzten Worte an sie, die beiden sollten sich nie wieder sehen.

Dragon Age 2

Von der Verderbnis verfolgt fliehen eine menschliche Kriegerin und ihre Familie aus Ferelden nach Kirkwall, eine Küstenstadt in den Freien Marschen. Das Schicksal will es, dass diese Kriegerin eine wichtige Rolle in den Geschicken der Welt übernimmt, und so kommt es auch eines Tages zum Kontakt mit den Templern. Darunter: ein Hauptmann namens Cullen. Nach den Ereignissen in Ferelden wurde dieser nach Kirkwall versetzt. Seine schlimmen Erfahrungen haben ihn in seiner Meinung bestärkt, dass Magier niemals unbeaufsichtigt bleiben dürfen. Daher folgt er zunächst der harten Linie seiner Kommandantin. Und doch bleibt sein Gespür sensibel genug um zu erkennen, dass der Weg, den Kommandantin Meredith eingeschlagen hat, immer extremere Züge annimmt. Ihr Haß den Magiern gegenüber gipfelt schließlich in der Ausrufung des „Rechts der Auflösung“ – d.h. der vollständigen Auslöschung der Magier des Zirkels. Als sie sich am Ende auch noch gegen den Champion von Kirkwall – meine Kriegerin – wendet, sagt sich Cullen schließlich von Meredith los und schlägt sich im letzten Kampf auf Hawkes (meine) Seite. Der Konflikt zwischen Magiern und Templern brachte der Stadt Tod und Zerstörung, gipfelte in Merediths grotesken Ableben und führte letztendlich zum offenen Krieg abtrünniger Magier gegen die Templer. Das Chaos nimmt seinen Lauf.

Dragon Age: Inquisition

Ein Konklave soll stattfinden, eine Verhandlung zwischen Templern, Magiern und der Kirche, um eine Lösung des Konflikts zu finden. Doch es endet in einer Katastrophe und allein eine menschliche Magierin überlebt – meine Heldin. Sie scheint gesegnet, man nennt sie den Herold Andrastes, und als Cassandra die Inquisition ins Leben ruft, wird sie schon bald die Anführerin, die Inquisitorin. Zu ihren Beratern gehört auch ein Templer – Cullen. Nach den Ereignissen in Kirkwall löste er sich von den Templern und folgte Cassandra auf ihrer Mission, Ordnung und Frieden in der Welt herzustellen. Und mit der Abwendung vom Orden ging auch die Entscheidung einher, kein Lyrium mehr zu nehmen. Der Entzug fällt ihm schwer und quält ihn, darum bittet er Cassandra, ihn im Auge zu behalten. Eines Tages platzt die Inquisitorin in ein Streitgespräch zwischen den beiden – Cullen fühlt sich seiner Aufgaben nicht mehr gewachsen und will Cassandra einen Nachfolger suchen lassen, doch diese weigert sich.


Und nun folgt ein Gespräch zwischen der Inquisitorin und Cullen, das mich wirklich berührt hat. Ich sehe einen traumatisierten, gequälten Mann, der unter seinen schrecklichen Erinnerungen leidet, mit sich und der Welt hadert und zum ersten Mal, ja, regelrecht herausschreit, was seine Seele schon seit so vielen Jahren quält. Dieser Zusammenbruch, diese Tiefe dieses Charakters – dafür bin ich Bioware unendlich dankbar. Ich sehe da keinen gescripteten NPC, ich sehe einen Menschen, mit dem ich mitfühle. Und wenn man eine Romanze mit ihm eingeht, erfährt man noch viel mehr über ihn. Bspw. erwähnt er in einer Unterhaltung die Heldin von Ferelden (der Char aus dem ersten Teil) und erzählt von seinem Verhältnis zu ihr und wie leid ihm alles tut. (Aber ich glaube, diese Gesprächsoption gibt es nur, wenn man eine Magierin spielt.) Oder er erzählt etwa über seine Vergangenheit – Kindheit, Familie, das Leben im Orden … Das alles formt diesen Charakter zu etwas, das man ernst nimmt.

Darum liebe ich DA: Inquisition. Weil ich mit Menschen reise (naja, auch mit Elfen, Geistern, Qunari, etc. :-p), mit Persönlichkeiten, die alle ihre eigene Geschichte haben, ihre eigenen Ideen und Bedürfnisse, ihre unterschiedlichen Weltsichten, und die mich vergessen lassen, dass sie nur Bits und Bytes sind. Und weil alle Geschichten, alle Begegnungen, alle Entscheidungen und Äußerungen irgendwie miteinander verquickt sind und alles beeinflussen. Großartig.

Das ist aber nur einer von vielen Punkten, die mich das Spiel lieben lassen. Ich sagte mal, man kann es auch spielen, ohne die Vorgänger zu kennen – das stimmt auch, aber MIT dem Hintergrundwissen aus den beiden Vorgängern ist Inquisition nochmal ein ganz anderes Erlebnis. Ein grandioses.

Und ganz ehrlich – was ich nun sage, schockiert mich selbst – da kann The Elder Scrolls nicht mithalten. Schock! Ich liebe Morrowind noch immer, ich mag Oblivion, und ich liebe Skyrim, aber im Vergleich zu Dragon Age ist die Welt von TES öde und leer. Und seelenlos. Für mich ist das der große Unterschied zwischen den beiden Universen: in DA gibt es moralische Konflikte, Entscheidungen müssen getroffen werden, und die haben tatsächlich Bedeutung, sogar über mehrere Teile des Spiels hinaus. In der Welt von TES hat Moral keine Bedeutung, sie ist schlichtweg nicht existent – niemanden interessiert, ob du Auftragsmörder bist oder auch für Kätzchen bremst. Und damit fehlt der Welt die Seele.

Hiermit plädiere ich offen dafür: spielt Inquisition!

Spielt es. Ernsthaft.