Meine Lyrik 1999

5 Artikel mit dem Schlagwort Meine Lyrik 1999

 

Meine Spülung gibt Elastizität
für dauergewelltes und coloriertes Haar –
schaden kann`s nicht
Meine Rosmarin-Bademilch
wirkt kräftig aufmunternd –
schaden kann`s nicht
Mein sanftes Peeling-Gel
enthält Pro-Vitamin B5 –
schaden kann`s nicht
Meine Handseife aus dem Spender
ist dermatologisch getestet
und antibakteriell –
schaden kann`s nicht
In den Frauenmagazinen erfahre ich,
wie ich mir mit Makeup
einen natürlich-gesunden Teint zaubere –
schaden kann`s nicht
Mein Geist stellt mir leise die Frage:
‚Sind wir noch bei Trost?‘ –
Naja, schaden kann`s nicht

1999-11-20

Gestern ist ein Mann fischen gegangen
und beschloss, seine Frau zu verlassen …
Fünf Minuten später hat eine Frau
ihre Einkaufstüten fallengelassen,
geschüttelt von einem Asthmaanfall …
Im selben Moment suchte ein Student
nach einer Münze zum Telefonieren …
Sieben Städte weiter lag ich im Bett
und tat etwas, nur um etwas zu tun …
Eben in diesem Augenblick
springt ein Hund über einen Graben …
Kurz zuvor ist ein Mann
rechts statt links abgebogen …
HEY! Hör zu!
Ich erzähle vom Universum …

1999-11-20

Der Baum steht da und schweigt.

Ein Pärchen, tief verstrickt im Streit,
fast schon zu einer Trennung bereit,
bleibt stehen, mustert gedankenverloren
den Baum, der vor Jahrhunderten geboren –
entdecken – wie es der Menschen Sünde –
die Namen von Liebenden geritzt in seine Rinde.
Sie schauen sich an und sinken sodann
mit Zärtlichkeit im Herzen einander in den Arm…

Und der Baum steht da und schweigt.

Im Schatten der Äste Gestalten huschen,
im Rauschen der Blätter läßt sich vieles vertuschen.
Gemurmelte Worte – nur für jene betimmt,
die Eingeweihte im Kreise der Verschwörung sind!
Geschmiedet werden Pläne mit lodernder Glut,
werden sie doch schließlich fordern einen hohen Tribut!
Blut wird fließen, und Unschuldige sterben,
weil sie Opfer einer politischen Intrige werden…

Und der Baum steht da und schweigt.

Und wieder versammeln sich an seinem Stamm
Menschen, gefangen in seinem Bann.
Sie sind auf der Suche nach dem Sinn des Lebens,
jeder überzeugt von der Richtigkeit seines Strebens,
finden gegensätzliche Gesetzmäßigkeiten
und verzetteln sich tief in nichtige Kleinigkeiten.
Der Baum, er kennt die Wahrheiten im Leben,
er könnte ihnen den Durchblick geben…

Doch der Baum steht da und schweigt.

In der finstren Nacht ein Mann sich an ihn schmiegt,
in des Baumes Schatten er sich in Sicherheit wiegt.
Auf dem Weg führt eine Frau ihre Gedanken spazieren,
sie ahnt nicht, was gleich endgültiges wird passieren.
Der Baum spürt eine unheilschwangre Spannung –
da verläßt der Mann raubtierähnlich seine Tarnung,
vollendet sein befriedigendes Werk und kichert –
ihr Blut langsam zwischen den Wurzeln versickert…

Und der Baum steht da und schweigt.

Ich lehne mein Ohr an ihn und lausche…

1999-08-05

Die Zeiger des Gehirns rücken vor,
unaufhaltsam auf Mitterleben zu.
Die Schönheiten des Erwachens längst vergessen,
fürchten wir uns vor den Schwarzgestalten in uns,
errichten pathetisch ein Rosenkreuz,
uns zu erhängen und zu erdolchen.
Schlagen in uns weiße Seiten auf
und schreiben unser eigenes Totenbuch.
Stolz wie ein Gott uns selbst verherrlichend
erschaffen wir emsig eine modrige Gruft.
Wann kommt das Schiff
der Erlösung?

1999-08-03

Dein Geist ist schillernd
als bewege er sich zwischen
Tausenden von Fischen,
auf deren Haut das Sonnenlicht sich spiegelt –
ich tauche hinab (so blau…)
ich folge dir (so hell…)
fasziniert von deiner Eleganz –
plötzlich finde ich mich neben dir
plötzlich finde ich mich
plötzlich finde
ich dich –
licht…
ich sterbe,
um mit dir neu zu erwachen

1999-10-26