Meine Lyrik 2001

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Einer kam
und nahm
was ihm schon längst gehörte
Einer kam
und deutete
was in die Wände meines Körpers
gemeißelt stand
Einer kam
und ergriff mich
griff in mich
und entriss mir mein Herz
zerriss es und las in ihm
Er sprach von
Liebe und Erfüllung
von Sex und Verdammnis
von Tod und Erlösung
von Gott und der Welt
Dann schwieg er
dann rieb er
die Hände
und forderte Lohn
Einer kam
und ging
mit einer Schüssel
voll Dreck.

2001-03-18

Anmerkung
Änderungen Mai 2021:
– Titel-Änderung: Einer kam  (Kein Herzschmerz-Gedicht) 
– Nach  Schüssel  einen Umbruch eingefügt

Ich kann dich
nicht sehen –
ich komme auch
nicht wieder,
da du nie meine
Hand gehalten hast,
wenn wir schweigend
Butter auf die
Brote schmierten.

Es gibt einen Ort,
an den die merkwürdigen
Menschen gehen –
dort werde ich anklopfen
und sehen,
ob sie mir neuen
Saft in die Adern
pressen können –
oh Glückseligkeit!

Bis es soweit ist,
bleibe ich auf der
Bettkante sitzen
und erwarte
die Ankunft
des Heute.

2001

„Atempause gibt es nicht. Auf der Straße, die jeder liebt und jeder hasst, ist Stillstand Alltag und dennoch herrscht Stroboskop-Show-Emsigkeit. In 20 Jahren möchte ich lieber als Asche im Magen eines Fisches durch die Meere ziehen — oder wenigstens durch den Darmtrakt eines Wurms die Erde befruchten —, als weiterhin in dieser Daseinsform auf der Straße den Veits zu tanzen. Aber wie gesagt, erst in 20 Jahren — damit ich dann noch ein selbstgefälliges Lächeln aufsetzen kann mit den Worten: „Seht ihr, ich hab’s ja gleich gesagt — es wird so kommen!“ (Weltpolitisch-tiefenphilosophisch-extremtheologisch und so, wie es da steht, zu verstehen.) Und dann folgt die Selbstauflösung.“

2001-10-02

„Gespräche sind das A und O!“
sagt sie — und leert ihr Weinglas
Mein Blick sieht sie an
und fragt sich, wie so oft,
warum es im Schrank
nach Gardenien duftet?
Vielleicht verfing sich ein Hauch
des vergangenen Sommers in ihm —
und plaudert dort mit meinen Erinnerungen
über die Flüchtigkeit eines Moments?
Sie schaut mich an und murmelt:
„Ich verstehe dich.“
Wie so oft …

2001-05-14

Du hast sie gesehen
ihr Körper mond-nackt
Du hast sie gespürt
ihre Worte eisvogel-nass
Man tauscht Telefonnummern
doch du verlierst sie sofort
wie du alles verlieren wirst
weil die Walrösser am Strand
noch nicht fortgegangen sind
und ein Kupferblick
huscht über das Land

2001-05-13

Wie Kreise auf dem Asphalt
zeichnen sich ihre Gedanken
auf ihren Lippen ab
und ihr Mund wird Verheißung
Doch sobald sie ihn öffnet
legt jeder Augenblick
seinen Finger auf ihn —
und lässt sie sprachlos zurück

2001-05-13

Honigfieber
befällt nackte Haut
Spinnwebenhaare
sind längst ergraut
und Eintagshornissen erblinden

Blaustichwunden
sprechen im Chor
Vorgartensteine
blicken empor
können Eiszeitkälte empfinden

Wasbleibtfrüchte
küssen den Wind
Endzeitkreaturen
möchten geschwind
im Mondenwasser entschwinden

2001-09-05

Du bist so laut –
alles an Dir schreit!
Hörst Du nicht auch
wie unaufhörlich Deine
Synapsen zischen
Nervenbahnen brummen
Adern quietschen
Säfte blubbern
Organe glucksen
Muskelfasern schnarren
Knochen knarzen
Augäpfel schmatzen
Nägel knacken?
Vielleicht bist du mir
deshalb so unsympathisch.

2001